Das Passionsspiel „El Paso de Riogordo“

Kennt Ihr die andalusische „Semana Santa„? Habt Ihr schon einmal die Prozessionen gesehen, die in der Osterwoche stattfinden? Habt Ihr schon einmal die Atmosphäre auf den Straßen erlebt, den Weihrauchduft, die „torrijas“ (=Arme Ritter) und „pestiños“ probiert ?

Ich liebe die Osterwoche, mein Mann dafür umso weniger. Er ist ja in Deutschland aufgewachsen und somit ist es nicht ganz sein Ding. Jedes Jahr kommt bei uns also die gleiche Diskussion auf: Was machen wir an Ostern ? Manchmal gehen wir die Umzüge ansehen, an manchen Jahren fahren wir weg oder bleiben zu Hause. Dieses Jahr mussten wir aus beruflichen Gründen daheim bleiben, daher haben wir die Gelegenheit genutzt und haben das Passionsspiel „El Paso de Riogordo“ besucht.

Wir kamen also kurz nach halb drei in Riogordo an, ein schönes weißes Dörfchen in der „Axarquía“ im Inneren der Provinz Málaga. Das Auto parkten wir außerhalb des Ortes an der Zufahrtstraße von Colmenar kommend, am Fluß, der früher den gleichen Namen getragen hatte und der heute „Río de las Cuevas“ heißt.

Am Eingang des Rathausgebäudes hatte die Stadtverwaltung einen Informationsstand aufgebaut. Zwei junge nette Mädchen zeigten uns den Weg zum Veranstaltungsgelände und gaben uns weitere nützliche Infos.

Auf dem Weg dorthin stellten wir fest, dass die Bars und die Restaurants gerammelt voll waren. Die Dorfbewohner hatten sich ins Zeug geschmissen und ihre elegantesten Kleidungsstücke angezogen, denn an diesem Karfreitag sollten außerdem noch drei „Tronos“ durch den Ort ziehen. Dennoch hatte das Ganze auch einen gewissen Volksfest-Charakter. Überall waren Imbissbuden, Kioske und Spielzeugstände aufgebaut worden.

Gegen 15:00 Uhr wurde der Zugang zum Freilichtgelände aufgemacht, damit sich die Zuschauer schon bald einen geeigneten Sitzplatz suchen können. Es sollen bis zu 6000 Personen Platz haben. Man kann während der Aufführung aufstehen und woanders hin laufen oder auch kurz herausgehen, um z.B. etwas zu Essen zu kaufen. Wenn man möchte, kann man aber auch vom Sitzplatz aus etwas zum Knabbern kaufen. Zwei sehr nette und lustige ältere Herren spazierten auf und ab und boten Sonnenblumenkerne, Gummibonbons und geröstete Mandeln an.

Und dann, pünktlich um halb fünf ging es los. Die Aufführung „El Paso de Riogordo“ wird schon seit dem Jahr 1951 jährlich vorgetragen. Über 400 freiwillige Hobby-Schauspieler, die meisten aus Riogordo kommend, spielen die wichtigsten Szenen aus dem Leben, dem Leidensweg und dem Tod von Jesus Christus nach. 1996 wurde das Passionsspiel mit dem Siegel „Fest von nationalem turistischem Interesse in Spanien“ ausgezeichnet und im Jahr 1997 erhielt es die Auszeichung „Fest von nationalem touristischen Interesse in Andalusien“.

Die Aufführung ist wirklich sehr beeindruckend. Es wird auf viele Details wert gelegt und das Engagement der Darsteller ist lobenswert. Die Inszenierung und vor allem die Kostüme bewundernswert. Die 3 Stunden, in denen man in das erste Jahrhundert in Judäa verbracht wird, vergehen wirklich sehr schnell.

Es ist natürlich sehr schwierig, die Atmosphäre mit Bildern wiedergeben zu wollen. Hier trotzdem eine kleine Bildergalerie mit den einzelnen Szenen der Aufführung: